Seit Jahren gehört Andreas Gursky, der 1955 in Leipzig geboren wurde und heute in Düsseldorf lebt, zu den bedeutendsten Fotokünstlern weltweit. 1989 hatte Gursky seine erste museale Einzelausstellung im Museum Haus Lange. Seither hat er in den renommiertesten Institutionen sein Werk, das er stringent weiterentwickelte, präsentiert. Nach fast zwanzig Jahren kehrt er nun an den Ausgangspunkt seiner Laufbahn zurück und fächert zum ersten Mal das Oeuvre in seiner ganzen enzyklopädischen Breite auf - Gursky zieht in Krefeld eine Art Resümee.
Für die retrospektive Ausstellung von mehr als 130 Werken traf der Künstler eine substanzielle Auswahl aus seinem Schaffen und fertigte von diesen Motiven kleine Formate an, die im Museum Haus Lange die Entwicklung des Oeuvres von den frühen 1980er Jahren bis zur aktuellen Produktion repräsentieren. Gerade unter den frühen Werken aus der Zeit, da Gursky noch bei Otto Steinert und Michael Schmidt in Essen an der Folkwang Hochschule und anschließend bei Bernd und Hilla Becher an der Kunstakademie in Düsseldorf studierte, finden sich zahlreiche bisher unveröffentlichte Motive. Der aufgespannte Bogen reicht weiter über die sogenannten Sonntagsbilder, die in der Umgebung von Düsseldorf und auf Reisen entstanden sind, bis zu den Fotografien von Großbetrieben und Börsen. Die ersten digital bearbeiteten Werke entstanden 1992, und von da an addierte der Künstler Fragmente der Wirklichkeit zu einer verdichteten, komplexen Realität.
Ob er Arbeit oder Freizeit, Massentierhaltung oder Großereignisse, Supermarktprodukte oder Abfallhalden thematisiert: In Gurskys enzyklopädischer Morphologie bildet jede einzelne Fotografie einen Mosaikstein, und über die Zeitspanne von nunmehr 28 Jahren ergibt sich daraus eine umfassende Sicht auf die globale Welt im Sinne von verdichteten Zeugnissen der jeweiligen Gegenwart. Im Museum Haus Esters sind sieben der jüngsten Fotoarbeiten im Großformat zu sehen, die Gurskys umfassende Weltschau abrunden.
Katalog: Andreas Gursky. Werke 80 - 08, Hatje Cantz,Verlag, Ostfildern, 272 Seiten, 155 Abb., Text: Martin Hentschel. An der Museumskasse für 30 Euro erhältlich.