Im Museum Haus Lange verströmen die Werke von Martin Schwenk eine magische Atmosphäre, wie sie einst die präparierten Naturalia der Kunst- und Wunderkammern ausstrahlten. Eine so anmutige wie bizarre Pflanzenwelt windet sich durch die klaren Räume der Villa, die Ludwig Mies van der Rohe 1927/28 entworfen hat. Der Dialog zwischen Natur und Architektur, den Mies durch die großen Fensterfronten herbeigeführt hat, erweitert sich durch die eigentümlichen Objekten von Martin Schwenk zu einer Reflexion über Schönheit und Alltäglichkeit, Virtualität und Materialität, Präsenz und Flüchtigkeit. Schwenk stellt das klassische Thema ‚Natur' in einer aktuellen, künstlerischen Fassung abermals zur Diskussion.
Seit den 1990er Jahren konzentriert sich Martin Schwenk (*1960 Bonn, lebt und arbeitet in Düsseldorf) in seiner Arbeit auf die Auseinandersetzung von Natur als emotionale Projektionsfläche, als Rest einer Sozialgesellschaft und als Ausgangspunkt künstlerischer Gestaltung. Seine biomorphen, schrundigen Kreationen hängen an den Wänden und von den Decken herab und winden sich über die Bodenflächen. Jedes Gewächs bildet eine Individualität, deren Abstammung und Beschaffenheit rätselhaft bleibt. Anregungen für seine Skulpturen findet der Künstler mitunter in den Resten einer kultivierten Natur und in den urbanen Zwischenräumen zugebauter Sozialräume.
Schwenk verwendet Materialien, die in gewöhnlichen Baumärkten erhältlich sind. Stoffe wie Acrylglas, Polyester, Epoxidharz, Schaum, Kunststofffolie oder Gips verarbeitet er in aufwendigen und langwierigen Verfahren zu Gebilden, die ebenso auf phantastische Pflanzenwelten verweisen wie sie ihre eigenartige Materialität zur Schau stellen.
Immer stärker drängt sich in den Werken der letzten Jahre die exaltierte Stofflichkeit in den Vordergrund. Die Anklänge an pflanzliche Formationen bleiben erhalten, treten jedoch zurück. Das Wundersame zeigt sich nun im Wuchern und Quellen einer überbordenden Materialität. Die Skulpturen wirken roh, weniger überformt, und behalten dennoch ihre faszinierende Fremdartigkeit bei. Martin Schwenk löst aus dem Alltäglichen und Unscheinbaren das Sonderbare und Widerständige heraus.
Die Ausstellung Home Grown - der Titel verweist absichtlich ungenau auf Phänomene wie das Gewachsene, Häusliche, Gebastelte und Alltägliche - zeigt vor allem Skulpturen und Zeichnungen aus den vergangenen fünf Jahren. Zudem bindet der Künstler eine aktuelle Wandmalerei in sein Ausstellungskonzept ein.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache mit Texten von Annelie Pohlen und Heinz-Norbert Jocks, einem Vorwort von Martin Hentschel und einer Dokumentation der Arbeiten.
Die Publikation erscheint voraussichtlich Ende April.